"Soul" und "Deutsch" ist ja gemeinhin ein Widerspruch, der kaum überbrückt werden kann. Erst Recht in Zeiten, wo der Begriff "Soul" hierzulande durch das Bohlensche "Gänsehaut-Feeling" pervertiert wurde. Der SWR Big Band ist dabei zusammen mit den Vokalisten Regy Clasen, Rolf Stahlofen und Dirk Zöllner ein relativ gangbarer Kompromiss gelungen. Es gibt eine vollsatte Produktion der mehrfach Grammy-prämierten Big Band, die alles auffährt, was die Studiotechnik und die Instrumental-Bandbreite einer Big Band eben hergibt und einen Gesang von ausgebufften Vollprofis, der sich weniger an der heute üblichen, seelenlosen Vokalakrobatik orientiert, die gemeinhin heutzutage als Soul bezeichnet wird, sondern am klassischen Jazz-Gesang. Das Material stammt aus verschiedenen Quellen - wobei nicht ganz klar ist, warum der Versuch unternommen wurde, Genreklassiker wie "Too Hot To Handle" oder "Ain't No Sunshine" einzudeutschen. Das ist ebenso sinnentleert wie das Nachspielen des Themas der Fernsehserie "Straßen von San Francisco". Der Rest geht aber vollkommen in Ordnung - insbesondere die selbst geschriebenen Nummern. Unter anderem deswegen, weil man sich unpeinlich vom Radio- und Chartssound weitestgehend fern hält und lieber den klassischen Big Band Sound nutzt und perfektioniert.