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21.05.2010
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Lone Wolf - The Devil And I

Lone Wolf - The Devil And I
Bella Union/Cooperative Music/Universal
Format: CD

Es gehört schon eine gute Portion Chuzpe dazu, seinem Projekt einen Namen wie Lone Wolf zu geben. Denn angesichts dessen, was und wer vorher alles schon Lone Wolf hieß, macht man sich dadurch im elektronischen Metier nahezu unsichtbar. Davon mal abgesehen, ist diese neue Scheibe des Mannes, der im richtigen Leben Paul Marshall heißt und der mit "Vultures" schon eine solide Songwriter-Scheibe vorlegte, recht spannend und teilweise sogar großartig geraten. Das liegt daran, dass Marshall hier deutlich über den Schatten des Songwriters sprang und die Songs in alle Richtungen aufbohrte. Das fängt bei den skurrilen, aber nicht uninteressanten Texten an, die sich auf humorvolle und philosophische Weise mit den Unzulänglichkeiten des Daseins beschäftigen und hört bei den Details, in denen der namensgebende Teufel steckt, noch lange nicht auf. Dabei spielt Marshall mit Erwartungshaltungen, dass es eine reine Pracht ist. So kippen seine Songs schon mal nach ca. vier Minuten ins Gegenteil um, wechseln die Richtung oder explodieren in hymnische Gefilde. Oder aber er veranstaltet auf rhythmischer Ebene ganze Volksfeste in Sachen abenteuerlicher Geräuschentwicklungen. Auch weicht er von dem Credo ab, dass ein Songwriter mit einer Gitarre zufrieden zu sein hat und arbeitet mit E-Pianos und anderen Keyboards sowie immer wieder auftauchenden Bläsern an Stellen, an denen sie jeder ordentliche Produzent schlicht verboten hätte. Und harmonisch tobt sich Marshall aus wie seit dem seligen Elliott Smith niemand mehr. Auch wenn also der Name des Projektes unglücklich gewählt ist: Man sollte ihn sich merken.


-Ullrich Maurer-


 

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