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01.10.2010
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Otis Gibbs - Joe Hill's Ashes

Otis Gibbs - Joe Hill's Ashes
Wanamaker
Format: CD

Otis Gibbs gehört zur Kategorie der singenden Waldschrate. Von der Hornrandbrille über den zauseligen Rauschebart bis hin zur grummelnden Reibeisenstimme. Im Grunde genommen muss er auch so aussehen, denn Gibbs ist nicht mehr oder weniger als ein zeitgenössischer Folksänger. Das meint weniger die musikalische Darbietung, die freilich tatsächlich rein akustisch daherkommt, sondern die Art, in der er das Genre nutzt. Wie die Vorväter ist Gibbs ein musizierender Hobo, der kreuz und quer durch die USA reist, Missstände anprangert, Bäume pflanzt (bisher über 7000) und seine Erlebnisse, Schlussfolgerungen und Anmerkungen in klassische Storytelling-Protestsongs verpackt. Das heißt: Otis hat eine Botschaft und beschränkt sich eben nicht darauf, Männerschmerz zu vertonen. Nicht nur deswegen wirken Gibbs Songs besonders nachdrücklich und glaubhaft. Das liegt auch daran, dass Gibbs keine Kompromisse eingeht und keine Konzessionen an irgendwelche geschmäcklerischen Erwägungen. Deswegen fühlen sich seine Songs an wie ausgetretene Mokassins, in denen man sich gleich wohl fühlt. Ohne dass sie dabei plagiativ anhören, auch, wenn man die eine oder andere Akkordfolge schon mal gehört haben mag. Es ist natürlich die Frage, was Gibbs, der sich den zeitgenössischen Medien-Kanälen verweigert, mit seiner Musik erreichen kann. Oder auch nicht - denn Otis Gibbs macht einfach und fragt nicht.


-Ullrich Maurer-


 

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