Robert Wyatts Amibitionen reichen auch nach 30 Jahren Musikantenlaufbahn links der Mitte immer noch ins Uferlose. Das neue Werk - eine Kollaboration zwischen Wyatt als Songwriter und Interpreten, Saxophonist / Komponisten Gilad Atzmon und Violinist / Komponist Ros Stephen - ist nicht mehr oder weniger als ein Versuch, das klassische Repertoire-Songbuch mit Hilfe moderner Kompositionstechniken und eigener Beiträge Wyatts zu aktualisieren. Das Ergebnis entzieht sich dabei jeglicher Kategorisierung. Nur eines: Mit handelsüblicher, zeitgemäßer Unterhaltungsmusik hat es nichts am Hut - auch, wenn auf einer Nummer sogar Raps- und Hit-Top-Techniken zum Einsatz kommen. Es gibt mit Hilfe eines Streichers streng durch strukturierte Etüden - basierend auf Klassikern von Wellington, Geschwind & Co. und eben Wyatts eigenen Werken - zu denen Wyatt und diverse Gastsänger vokale Beiträge leisten. Das Ganze ist zwar recht anspruchsvoll und aufgrund Wyatts gewöhnungsbedürftiger Intonation (inkl. Lispeln), die immer hart am Rande aber niemals in der Atonalität dahertaumelt, zunächst mal befremdlich. Wenn man allerdings bereit ist, sich darauf einzulassen, bietet das Ganze durchaus auch Momente voll lyrischer Schönheit. Auf jeden Fall ist dies ein sehr interessantes Experiment, das sicherlich auch als geglückt bezeichnet werden darf.