Besonders als Live-Performerin hat sich die Irin Wallis Bird in den letzten Jahren eine ziemlich große Anhängerschaft erspielt. Vielleicht ist es deshalb erklärlich, dass ihre dritte CD sogar rauer und ungeschliffener daherkommt als ihre Vorgängeralben. Dafür gehört Wallis gehörig Respekt gezollt, denn sie hätte auch den bequemeren Weg gehen können und ihre Musik studiotechnisch auf Format-Mainstream-Hochglanz polieren können. Doch stattdessen kehrte sie auf dem selbst betitelten dritten Album den bisher geübten Prozess um: Zunächst zog sie sich zur Klausur an die irische Küste zurück, arbeitete dann zu Hause die dort gesammelten Ideen aus und begab sich dann in das ehemalige DDR-Funkhaus an der Napoelonstraße, um die Songs dort einzuspielen. Das neue Werk ist dabei sowohl musikalisch wie auch inhaltlich ein Experiment: So arbeitete Wallis zufällige Field-Recordings in die Aufnahmen ein und schrieb die neuen Songs auf einer breiteren, politischeren Basis, mittels der sie die heute dräuenden Themen wie Information-Overkill, Globalisierung, ökologische Katastrophen und System-Fehler anprangert - zwar durchaus auf persönlicher Ebene, aber mit globalem Anspruch. Dass so etwas zwangsläufig weniger gefällig daherkommt und ergo auch weniger Pop-Appeal bietet, ist angesichts des zugrundeliegenden Sprengstoffes natürlich klar. Allerdings werden die Fans aber auch ihre "alte" Wallis auf dieser Scheibe wieder finde - nur eben sehr viel mehr obendrein.