Wenn man das (zugegeben weit ausgelegte) Feld der Popmusik etwa als Spiegel unserer Zeiten nimmt, dann ist die Düsseldorfer Kiesgroup mit ihrem verwirrend vielseitigen neuen Werk aber schon verdammt nahe dran an der Realität. Zu versuchen, das hier dargebotene Klang-, Geräusche- und Ton-Universum irgendwo zu kategorisieren, muss angesichts des Ideenreichtums des Quartetts scheitern. Das Bemerkenswerte ist, dass die Herren alle Disziplinen gleichermaßen ernst nehmen. Sei es nun Punk oder Rap oder Swing. Es ist auch nicht alles Musik, was da tönt: Die Idee, "Summertime" als Hörspiel mit Jazz-Untermalung auf Deutsch zu präsentieren, geht schließlich weit über ein gängiges Songformat hinaus. Andererseits gelingen den Jungs auch immer wieder Gassenhauer zum Mitsingen und immer dann, wenn etwa Piano-Sounds das prinzipiell vorherrschende Rock-Medium aufbohren und ins Vaudeville kippen, wird es genauso spannend und befremdlich wie bei Erdmöbel - dem einzigen Vergleich, der da konzeptionell irgendwo Bestand haben könnte. Wie gesagt: Musikalisch nehmen die Jungs das so ernst, dass der Gedanke an eine Parodie gar nicht erst aufkommen will. Wie das inhaltlich aussieht, lässt sich schwer sagen, denn vom Kampfschrei bis zum Dada-Gebrabbel wird alles aufgefahren, was nötig erscheint. Schade eigentlich nur, dass dieses Füllhorn der Ideen ein so abstoßendes Cover bietet.