Diese Scheibe "ungewöhnlich" zu nennen, wäre noch stark untertrieben. Slow Joe ist ein indischer Sänger, der im zarten Alter von 68 Jahren von dem Franzosen Cedric de la Chapelle auf Goa entdeckt wurde, als er dort seine improvisierten Blues und Soul-Songs sang. Cedric nahm einige dieser Stücke auf Mini-Disc auf und schrieb im heimischen Lyon Arrangements dafür, gründete anschließend die Combo The Ginger Accident und spielte dann das Material ein. Das war 2007. Dann, im Jahre 2009, gelang es erstmals, Slow Joe nach Europa zu holen, wo er in Rennes zusammen mit The Ginger Accident das erste Konzert seines Lebens spielte. Nun, zwei Jahre später, gibt es das erste Album des Projektes. Und das kann sich hören lassen: Obwohl Slow Joe klar vom Blues und Soul US-amerikanischer Prägung inspiriert wurde und obwohl The Ginger Accident keine allzu großen Stilbrüche anstreben, geht diese Scheibe doch weit über das hinaus, was man von einer typischen Americana-Scheibe erwartet. Geradezu ungezügelt pflügen die Jungs durch die Genres, greifen mal hier, mal dort etwas aus, würfeln dieses zu jenem und rühren abschließend noch mal kräftig um. Das Ergebnis ist mitreißend, unberechenbar, poppig, innovativ und kommt ganz ohne Weltmusik-Bonus aus. Wie gesagt: "Ungewöhnlich" wäre noch stark untertrieben.