Konzeptionell hätte es nicht unbedingt auf der Hand gelegen, dass das zehnte Album der Songwriterin Jess Klein auf dem Blue Rose Label erscheint - aber nachdem die Dame nach Austin, Texas, umgezogen war und in der dortigen Musikszene Fuß fasste, führte nun fast kein Weg mehr daran vorbei. Dennoch: Eine typische Roots-Rock-Scheibe ist das natürlich nicht geworden. Jess Klein, die ihren musikalischen Weg ja dereinst in New York begann, nutzt die Rock-Traditionen ihres neuen Heimat-Ortes nicht als Anker, um den herum sie etwa ihr neues Material konstruierte, sondern als Mittel, ihren nach wie vor poppigen Songs mehr Punch zu verleihen. Ansonsten lebt das Album eher von einer gewissen Prise Westcoast-Ästhetik, sowie dem von Jess bereits gewohnten Folk- und Country-Anleihen. Es sind jedoch nach wie vor die brillanten und mitreißenden Old-School-Melodien und Harmonien, die Jess auf diesem Album sozusagen reihenweise aus dem Ärmel schüttelt, die den eigentlichen Reiz des neuen Album ausmachen. Vielleicht auch deswegen, weil - thematisch bedingt und ausgelöst durch verschiedene persönliche Umstände, die es zu verarbeiten gab (unter anderem der Tod des Vaters) - dieses Mal eine leicht melancholische Note über den meisten Tracks liegt, die indes niemals in Depression ausartet, wohl aber den Nummern ein gewisses Gewicht verleihen. Insgesamt gehört dieses Album zu Jess stärksten seit Jahren.