"After The Fair" ist immerhin das 15. Album der texanischen Songwriterin Tish Hinojosa. Doch obwohl das letzte Werk bereits 2008 erschien, ist dieses neue Album keineswegs ein Comeback, denn die Gute hat als politische und soziale Aktivistin sowieso immer genug zu tun - ganz mal zu Schweigen von ihren musikalischen Kollaborationen und Live-Auftritten. Wie dem auch sei: Auf dem neuen Album verarbeitet Tish die Zeit zwischen 2004 und 2013, in der sie in Hamburg lebte. Natürlich ist das Ganze dennoch kein Shanty-Album geworden, aber während sich die Songs nach wie vor in der Tex-Mex-Gemengelage bewegen, die sich Tish in ihrer Zeit in Austin, Texas, aneignete (mit einer deutlichen Betonung des Spanischen Erbes), beschäftigt sie sich inhaltlich mit Themen, die sie in Hamburg aufgriff.

Dennoch tut sich musikalisch einiges, denn die Songs - darunter Coverversionen von Paul McCartney und Woody Guthrie, die sie auf Spanisch übersetzte - wurden detailreich und behutsam in die Jetztzeit gehievt. Auch wenn Tish ihre Vorliebe für Outlaw-Country, Folkpop oder klassischen Gitarrenpop nicht verleugnen möchte, kommen die Sachen auf diese Weise durchaus knackig und frisch daher - ohne gleich hip sein zu wollen. Retro-Americana ist das jedenfalls wahrlich nicht mehr. Vielmehr kommt diese Scheibe mit einem klassisch zeitlosen Old-School-Feeling daher, das organische Musik wie diese im Idealfall auszeichnen sollte. Ihre jugendlich mädchenhafte Stimme ist dabei der Anker, um den sich die Kompositionen in luftig/transparenter Weise gruppieren. Viel zu meckern bleibt da nicht: Für Freunde dieser Art von Musik ist das jedenfalls eine kurzweilige, zufriedenstellende Angelegenheit geworden.