Zunächst mal: Das neue Werk von Tallulah Rendall aus London, das diese nach zwei selbst verlegten Scheiben nun auch offiziell bei uns veröffentlicht, ist trotz des Namens kein Live-Album. Es ist genau genommen nicht ein Mal ein reguläres Album, denn es erscheint in Form einer multimedialen Präsentation inkl. Booklet und DVD, auf der die Songs des Albums durch verschiedenartiger Kunstwerke repräsentiert werden, deren Entstehung in wiederum in Form von Musikvideos dokumentiert werden (grob gesagt sind dabei diejenigen, die selbst mit Video-Elementen arbeiten, die erfolgreicheren). Und letztlich setzen das die beteiligten Künstler durch Interviews in einen Kontext.

Bei ihren Live-Konzerten setzt Tallulah dieses Prinzip weiter fort, indem ihren Konzerten eine Vernissage vorangeht. Aber auch ohne diese "Upgrades" bietet ihre Musik so einiges, dass Tallulah Rendall als Next Big Thing empfiehlt. Tallulah mag die große Geste. Ihre Songs sind dramatisch, theatralisch, episch angelegt und mit viel Pomp & Circumstance angereichert. Inspiriert vom Glam-Rock der 70s, dem spinnerten Operettenpop der 80s und der Grunge-Power der 90s findet sich hier eine Melange, die von all dem etwas bietet, die Tallulah Rendall jedoch durchaus zu ihrer eigenen macht. Dies unter anderem deswegen, weil die verschiedenen Bestandteile nicht bloß angedeutet, sondern ausgelebt werden: Wenn die Gitarren zum Einsatz kommen, dann rockt es krachend, wenn es dramatisch wird, dann aber richtig und wenn es sentimental wird, dann aber bitte mit Plüsch und Kitsch (allerdings ohne Add-Ons: Die Band arbeitet nur mit Gitarren und Cello). Acts wie dieser sind heutzutage, wo die Musiker fast immer aussehen und sich geben wie die Leute vor der Bühne, fast ungewöhnlich - und es ist dieser "Larger Than Live"-Faktor, der dieses Album zu etwas besonderem macht.