Etwas unglücklich benannte Jon Dee Graham sein neuestes Werk "Garage Sale". Dabei handelt es sich nämlich ganz und gar nicht um eine Sammlung von Resten oder altem Krempel, die es auf diesem Wege zu versilbern geht. Dem Amerikaner an sich wird sich die tiefere Bedeutung des Titels vielleicht erschließen: Schließlich gibt es bei diesen Garage-Sales immer wieder auch Schnäppchen und Schätzchen zu ergattern. Und diese finden sich hier zu Hauf. Kurz gesagt, ist diese Scheibe jene, auf der sich Graham am weitesten von seinen musikalischen Standards weg bewegt und über den Umweg ungewöhnlicher Kontexte, musikalischer Ideen und Arrangements sein Songwriting in den Mittelpunkt stellt. Dass er auch rocken kann, hat er schließlich schon seit Jahrzehnten bewiesen.

Natürlich zeigt sich Graham hier auch als Kämpfer, der sich durch persönliche Schwierigkeiten und Rückschläge als Kreativer nicht unterkriegen lässt. Gejammert wird hier also nicht - stattdessen lässt Graham seine Musik für sich sprechen. Und diese hat es - wie gesagt - in sich. Ohne Zwang und Zeitdruck konnte Graham die Songs über einen langen Zeitraum fertig stellen, weil ihm ein befreundeter Studiobesitzer immer wieder kostenfreie Studiozeit zuschanzte. Das nutzte Graham zum Experimentieren. Viele der Songs entstanden etwa auf Basis von Keyboard-Ideen. Die Gitarren wurden anders gewichtet als in seiner Szene üblich, der Blues nahm ungewöhnliche Formen an, Graham entdeckte Swing und Jazz für sich und lud die Kumpels seines Panda Projects ein, mit eigenen Beiträgen die Sache abzurunden. Das inspirierte ihn offensichtlich auch, seine Präsentation zu überarbeiten. So grummelt und nuschelt er sich zuweilen durch sein Material wie ein bodenständiger Tom Waits. Langer Rede kurzer Sinn: Das ist mit das Beste, was Jon Dee Graham bislang produzierte und übertrifft somit alle Erwartungen, die man an den Mann gehabt haben könnte.