Wie damals so ist es heute. Kotzreiz haben eine neue Platte am Start und spielen auch auf "Punk bleibt Punk" klassischen, rotzigen, durch die Bank schnellen und manchmal auch hochgradig stupiden Deutschpunk. Der Unterschied ist: Die neuen Sachen sind eine, zwei, drei Nummern besser und damit richtig stark. Und komisch und echt. Und unecht. Unecht?

Denn was hauen die Jungs hier plumpe Plattitüden raus, was sind die Texte hier und da stumpf und simpel, was sind das für ausgelutschte Themen. "Montag = Scheißtag" heißt zum Beispiel ein Song, "Der Klügere kippt nach" ein anderer. Und der Hiddentrack geht so: "Im Himmel gibt's kein Bier. Drum trinken wir es hier." Fertig. Also doch einfacher Assi-Punk? Ja. Und nein. Denn so wirklich glaubt man den drei Berliner Jungs nicht, dass sie so einfach gestrickt sind. Dazu ist die Musik zu stark, dazu kommt manch Zeile zu clever, dazu wirkt das alles zu übertrieben. Ohne allerdings - und das ist jetzt ganz wichtig - irgendwas, irgendwen, irgendeine Zeit durch den Kakao zu ziehen. Denn so ist das nicht, Kotzreiz huldigen mit ganz viel Liebe den Deutschpunk von damals und verneigen sich vor den Bands von damals. Gleichzeitig aber eben schmunzeln sie hier und da, geben dem Ganzen einen sanften Tritt in den Arsch, hauen Melodien, Chöre und Refrains der Superklasse raus und machen so dann doch ihr eigenes Ding. Und das ist dann eben Deutschpunk 2012, echt wie Sau und doch nicht ganz echt und original. Dafür originell. Echt mal.