Als eine der ersten Bundesdeutschen Rock-Ladies hat Inga Rumpf in über 40 Jahren Musikgeschichte geschrieben. Deswegen kommt es fast überraschend, dass die Grande Dame des Genres nun zu für sie völlig neuen Gefilden aufbricht: Als Frontfrau heizt sie hier zusammen mit der NDR-Bigband und dem assoziierten Radiophilharmonikern auf drei thematisch sortierten Tonträgern in einer Box mächtig ein. Der Witz ist dabei, dass sich auch die NDR Bigband - ansonsten die erste Adresse in Sachen kontemporären Swings -musikalisch außerhalb ihrer üblichen Schiene bewegt: Auf CD 1 - "Radio Love" - zeigt sich Inga Rumpf als klassische Chanteuse mit Arrangements im Torch-Song-Gewand, CD 2 ist ein musikalisches Tribut an Jimi Hendrix, das insbesondere die Bigband im ungewohnten Gewand als stampfendes Funk-Orchester mit starker Rocknote zeigt (so gibt es Sax-Soli, die sich anhören wie Gitarrenläufe und wuchtige Grooves, die auch James Brown nicht besser hinbekommen hätte) und auf CD 3 - "It's A Man's World" nimmt sich Inga Stücke vor, die aus der männlichen Sichtweise geschrieben wurden und von gestandenen Mannsbildern wie James Brown, Mick Jagger oder Joe Cocker interpretiert wurden. Interessanterweise trägt sie diese durchaus mit einer Prise ironischen Machotums vor. Hier kommt dann noch eine Portion Blues hinzu - womit vielleicht der Bogen zu Frumpy wieder geschlossen ist. "Radio Love" ist dabei ein ziemlich dicker Brocken geworden, der neben Masse auch Klasse bietet. Vor allen Dingen zeigt sich hier aber eine Musikerin, die sich selbst kurz vor der amtlichen Altersarmutsgrenze noch genauso hungrig und experimentierfreudig zeigt, wie zur Beginn ihrer Karriere.