Auch heutzutage kann man noch provozieren - es ist halt nur aufwendiger geworden. Monika Roscher wählte den Weg der Frontaloffensive und gründete das in dieser Bigband versammelte 18 Mann starke Orchester, das ihre Visionen von musikalischen Exzessen kongenial illustriert. In eine Schublade passt das alles freilich nicht mehr: Zwar bietet die Bigband alle Schattierungen, die man eben auch von einer Bigband erwartet, trotzdem ist das Dargebotene im Grunde genommen Rockmusik - wenn auch auf einem ganz abgefahrenen, komplexen, abstrakten Level. Mit ähnlicher Energie hatte weiland Zappa gewütet - nur deutlich beliebiger: Monika Roschers Stücke sind bis ins kleinste durchkonzipiert und bieten vom filigranen Streicheln bis zur zerstörerischen Breitseite alles, was Musik lebendig, spannend und eben provokativ - nicht aber eben vorhersehbar, klischeebeladen und trendy macht. Mal mit, mal ohne Gesang, gerne auch mal schräg, andererseits zuweilen aber auch melodisch oder bis zur schmerzgrenze übersteuert, mal jazzig, mal psychedelisch, mal rockig und mal avantgardistisch hangeln sich die Beteiligten durch das Programm, wagen viel, gewinnen manches und kommen am Ende doch immer wieder mit messerscharfer Präzision (aber eigentlich ohne Perfektionsanspruch) zusammen. Das brodelt, kocht, hämmert und dröhnt sich so vom Flüstern zum Orkan und wieder zurück. Für zartbesaitete Gemüter ist das freilich nichts: Wer nicht gerne scharf isst und sowieso nur Schnitzel mit Pommes bestellt, der braucht hier gar nicht erst reinzuhören.