Hier haben wir wieder mal das Beispiel einer Künstlerin, deren ganze Karriere sich an einem einzigen Titel festmacht. in dem Fall "Stay" aus dem Soundtrack des 90er-Jahre Streifens "Reality Bites". Damals machte Lisa Loeb als erste Songwriterin aus den USA auf sich aufmerksam, der es gelungen war, ohne einen Plattenvertrag einen #1 Hit gelandet zu haben. Danach gab es einen Plattenvertrag - aber keinen Hit mehr. Lisa Loeb verschwand als Musikerin aus dem medialen Bewusstsein und war im Prinzip als Kinderbuchautorin, Schauspielerin und Auftrags-Komponistin erfolgreicher denn als Songwriterin - gleichwohl es immer mal wieder Lebenszeichen von ihr gab. Mit diesem Werk will sie nun zurück in den Fokus.

Ob das gelingt, muss abgewartet werden, denn in Kombination mit ihrem neuen Produzenten, dem der Punk- und Powerpop-Szene entspringenden Chad Gilbert, entfernt sie sich einen Schritt weit von ihren Songwriter-Wurzeln und orientiert sich eher am College-Indie-Pop-Sound der 90er (der zugegebenermaßen eher mit männlichen Acts assoziiert wird). Die 90er sind überhaupt auch das Thema der Scheibe: Ein Song heißt gar so und die anderen haben autobiographischen Charakter, der sich auf diese Dekade bezieht. Zwei Cover-Versionen von Tegan & Sara runden das Programm ab (und die Mädels verstehen ja auch etwas vom Thema Power-Pop). Das Material hält sich an die Genre-Regeln, ist ein wenig vorhersehbar konzipiert - aber nicht wirklich schlecht. Insgesamt schleicht sich aber doch irgendwie ein ungutes Gefühl dabei ein, denn so richtig passt dieses jugendlich-frohsinnige Party-Treiben nicht zu einer Frau, die doch eigentlich als seriöse Songwriterin angetreten ist.