Auf ihrer letzten CD schien Laura Marling ausloten zu wollen, wie weit sie musikalisch gehen kann, ohne die Fans zu verlieren. Diesbezüglich scheinen sich keine offensichtlichen Grenzen aufgezeigt zu haben, denn mit dem neuen Werk lässt die Frau, die darauf achtet, beim Vortrag ihres Materials möglichst nicht zu lächeln, um die Songs nicht ihrer Ernsthaftigkeit zu berauben, sozusagen alle Hemmungen fahren und ordnet ihr nach wie vor tiefgründiges, erschreckend persönliches und zuweilen brutal aufrichtiges Storytelling endgültig einem fast abstrakten musikalischen Konzept unter. Die ersten 20 Minuten der neuen Scheibe etwa bestehen aus mehreren unabhängigen, aber miteinander verwobenen Tracks, die sich an unerbittlichen und dezidiert linearen musikalischen Mantras entlang hangeln.

Dass sich in dieser Mischung dann auch indische Elemente finden - von der nervös taktierenden Percussion bis hin zu Sitar-Sounds - macht Sinn, denn das Ganze erinnert schon stark an indische Ragas (oder an Led Zeppelin), die Laura ja eigentlich immer schon in ihr Werk einfließen ließ. Doch dabei bleibt es nicht. Mal greift sie auf ihre Folk-Wurzeln zurück, mal auf jazzige Luftigkeit und mal zitiert sie (als Gitarrisitin etwa) gar spanische Stilistiken. Und gelegentliche, versöhnliche Verschnaufpausen gibt es auch. Dazu kommen Lyrics, die in dieser Wichtigkeit und dieser poetischen Durchschlagskraft nun wahrlich ihresgleichen suchen. Kurz gesagt: Wo sich die Fans mit Gusto in die neuen Strukturen und Ebenen des Marlingschen Wesens einarbeiten können, bleiben Neulinge erst mal verblüfft außen vor: Easy Listening ist das alles nun wahrlich wirklich nicht mehr - und meilenweit entfernt von dem, was die meisten ihrer Kolleginnen unter kontemporären Folk-Songwriting verstehen. Vielmehr ist hier eine Künstlerin zu beobachten, die es in solcher Konsequenz und Virtuosität mit Sicherheit so schnell kein zweites Mal geben wird.