Eine der sicherlich eigenartigsten Karrieren hat die isländische Songwriterin Emiliana Torrini hingelegt: Das Debütalbum wurde dank verkorkster Major-Promo erfolgreich gegen die Wand gefahren, das independent präsentierte Nachfolgewerk "Fisherman's Woman" - immerhin eine klassische Folk-Scheibe - führte zum Durchbruch in Liebhaberkreisen und das musikalisch anspruchsvolle dritte Album "Me & Armini" dank des Single-Hits "Jungle Drum" gar zum Durchbruch auf breiter Front. Dabei ist Emiliana ihrem Credo, sich bloß nicht zu wiederholen und mit jeder Veröffentlichung neu aufstellen zu wollen, stets treu geblieben: Ihre Alben lassen sich untereinander schlecht vergleichen, weil sie so verschieden sind.

Das gilt auch für das neue Werk: Es gibt - neben den gewohnt lyrisch/poetischen Texten mit philosophischem Touch - dieses Mal eine Mischung eher zurückhaltend inszenierter Folksongs und mit einer gewissen Unerbittlichkeit (die zuweilen an das selige Krautrock-Genre erinnert) aufgebohrte freistilige, improvisatorisch anmutende Elaborate geradezu epischer Natur, die auch wieder eine Portion Elektronik enthalten, wie ihre frühen Arbeiten. Sichere Singlehits sucht man hier ebenso vergebens wie verkopfte Selbstbespiegelungen: Emiliana gelingt es hier tatsächlich, einen ganz selbstverständlich eigenständigen Weg einzuschlagen, der auch eine eigene Ästhetik und ein eigenes Timing beinhaltet (Up-Tempo-Momente etwa sind die absolute Ausnahme - während es andererseits auch keine klassischen Balladen gibt). Es braucht einen Moment, mit dem neuen Material warm zu werden - insbesondere da es ohne viel Bombast in Szene gesetzt wird -, jedoch lohnt sich jede Minute, die man als Zuhörer darin investiert.