Fenster schließen
 
21.03.2014
http://www.gaesteliste.de/review/show.html?_nr=14897
 
Gazpacho - Demon

Platte der Woche

KW 12/2014


Gazpacho - Demon
Kscope/edel
Format: CD

Der eine liebe Print-Kollege hört "ein frühes Jahres-Highlight unter den Neuveröffentlichungen des schöngeistigen Art(Prog)rock", der andere "Zeitlupenmusik mit Teilzeitdrummer", wieder ein ein anderer findet "Demon" "richtig sch...". Der diensthabende Redakteur schließt sich der ersten Meinung an bzw. hört zumindest eine Platte der Woche. Denn das ist schon groß: Jan-Henrik Ohmes Gesang hat wohl noch nie so sehr nach Thom Yorke bei "Karma Police" geklungen - plus bei den dramatischen Passagen ein leichtes Roy Orbison-Heldentremolo. Und Drama gibt es reichlich bei diesem aus nur vier Tracks konstruierten Konzept-Album.

In der Kunst wie im wahren Leben: Spannenderweise beruht "Demon" auf dem tatsächlichen Fund eines historischen Manuskriptes in einem Prager Appartement. Dabei handelt es sich um eine Art Tagebuch über eine Jahrtausende alte böse Präsenz - einen Dämon. Das dem Vernehmen nach unheimliche und verrückte Manuskript ist heute noch in der Prager Bibliothek von Strahov ausgestellt. Zwei Jahre arbeitete die Band an dem Konzept und sie beschreiben "Demon" selbst als "das befremdlichste und komplizierteste Album, das wir je aufgenommen haben".

Was hat der Hörer davon? Vor allem eine von den ersten Takten an gefangen nehmende Atmosphäre, die so dicht und intensiv ist, dass es manchmal schon fast unangenehm werden kann. Vielleicht erklärt das ja auch die Kraftausdrücke des einen Journalistenkollegen? Außerdem auf der Haben-Seite: wunderbar filmische Hintergrundchöre und melancholische Streicherparts versus kraftvolle Rockgitarren ("I've Been Walking - Part One"); virtuoses Akkordeonspiel, das einen Bogen von Shanty-Romantik bis zu rasanter osteuropäischer Folklore beschreibt ("The Wizard Of Altai Mountains"); einen unabschüttelbaren Ohrwurm mit Volkslied-Qualitäten ("I've Been Walking - Part Two"); und schließlich ein bedrohliches, grandioses Finale (das knapp 19-minütige "Death Room").

Das gesamte Werk, das achte Studioalbum von Gazpacho, kann übrigens bei den Kollegen vom Visions (letzte Surf-Empfehlung) auf Herz und Nieren probegehört werden. Und noch etwas: die Norweger sind Anfang April bei uns und den westlichen Nachbarn auf Tour. Da kann man also zum Dämonenjäger werden!



-Klaus Reckert-


Album Trailer
"The Wizard Of Altai Mountains"
"Upside Down", live @ Zoetermeer, 2011
 

Copyright © 2014 Gaesteliste.de
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Gaesteliste.de