Propheten, die im eigenen Lande nichts gelten, gibt es viele. Und vielleicht wäre es auch ungerecht, den Kölner Elektroniktüftler Jo Zimmermann als in seiner Heimat unterbewertet zu bezeichnen. Eine Beachtung, wie ihm in England die Mainstream-Musikpresse zukommen läßt, erfährt Schlammpeitziger in Deutschland allerdings (noch) nicht. Was läge also näher, als eine Sammlung alter Tracks zu veröffentlichen, um uns in Erinnerung zu rufen, was wir, die breite Masse, verpaßt haben? Daß das Ganze auf einem renommierten britischen Label geschieht, macht die Sache nur noch interessanter. Zusammengetragen aus allen drei bisherigen Alben des Domstädters variiert die Qualität der Tracks erheblich. Doch hat man die streckenweise sehr verstörte Elektronik und die höchst seltsamen Rummelplatzmelodien erst einmal verdaut, offenbart Zimmermann sein Talent als "Elektronischer Liedermacher", das ihn ein Stück weit wegrückt von den ansonsten weit verbreiteten (und natürlich weiterhin gültigen) Vergleichen mit den Düsseldorfer 70er-Jahre-Kultbands Neu! oder La Düsseldorf oder den Homerecording-Künstlern Pole, Squarepusher oder Mr Scruff. "Collected Simplesongs..." beweist: Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn ist eine fließende.