Folkpop oder klassisches Songwriting auf Deutsch gehören zu den schwierigsten Disziplinen überhaupt. Jedenfalls dann, wenn es nicht vorwiegend um Charthits geht. Da bleiben wenige Möglichkeiten: Der lyrisch/poetische Ansatz, das Betroffenheits-Lamento, Intellektuellen-Sophismus, Klamauk, Liedermacherei oder Schlager. Der Münchener Stefan Noelle entscheidet sich auf seinem Debüt für eine Art Mittelweg, bei dem von allem etwas dabei ist: Noelles Texte sind nachdenklich und ansatzweise humorvoll, auf sentimentale Weise naiv, wohlüberlegt aber weder clever noch platt oder banal.

Musikalisch orientiert sich Noelle nominell beim Chanson - arbeitet mit jazzigen Zwischentönen bis hin zum Swing, Blasinstrumenten und zirkelnden Melodien, die dezidiert nicht in angelsächsischer Richtung angelegt sind. Der Pop-Faktor hält sich auch in Grenzen - jedenfalls möchte sich Noelle nicht stilistisch anbiedern und bleibt lieber beim Folk-Setting mit dezenten E-Gitarrensprengseln. Das geht soweit alles durchaus in Ordnung - nur lässt den Betrachter das Gehörte emotional ziemlich kalt. Die lyrische Kopfarbeit und Wortschmiederei scheinen Noelle wichtiger zu sein als das emotionale Ausleben seiner Inhalte. Freilich muss auch angemerkt werden, dass sein eher versachlichter, spröder Gesangsstil sich für so etwas kaum empfähle.