Das Problem Jenifer Jacksons (oder die Geschichte ihres Lebens, wie sie selber sagt) war zuletzt immer, dass sich die Gute einfach nicht pflegeleicht in irgendwelche Schubladen verkriechen wollte, sondern als Songwriterin eigenwillig alles ausprobierte, was ihr gerade in den Sinn kam - bis am Ende weder Freund noch Feind so richtig wussten, was sie davon halten sollten. Das wird mit Sicherheit auch der Grund sein, warum ihre letzte Scheibe, "The Day Happiness Found Me“, eine intime, aber konzentrierte und geradlinige kleine Folkscheibe war und warum das neue Werk (und das erste mit erkennbarer Band seit Äonen) eine wunderhübsche Folkpop-Scheibe mit Country-Touch geworden ist.

Nun ist Texas aber nicht Nashville und deswegen hat die Sache musikalisch eine angenehm greifbare, zumindest angeraute Kante. Und gesanglich schwingt sich Jenifer mit ihrer angenehm warmen, unaufdringlichen aber nachdrücklich jubilierenden Gesangsstimme zu wahren Höhenflügen auf. Unterstützt von ihren Mitstreitern, aber mit der heiteren Gelassenheit einer alten Häsin, die hier nicht mehr zwingend herumexperimentieren muss. Stattdessen gibt es auch wieder hochmelodische Popsong, jazzige Zwischentöne, die schon erwähnten Country-Vibes und Blaskapellen, Cello, Tex-Mex-Anklänge (Jenifer wohnt ja seit Jahren in Austin). Und sogar Canzione-Anflüge können in den Mix hineininterpretiert werden - denn Italien ist das Pet-Land der auch fließend italienisch parlierenden Songstress. Abgesehen davon, dass die Band vielleicht sogar noch ein wenig mehr Kick vertragen hätte (so wie das früher mal war), ist dieses Album Jenifers stärkstes seit wenigstens zehn Jahren. Und es zeigt, dass sie einen Platz für sich gefunden hat, auf dem sie sich nicht verbiegen muss und dennoch anspruchsvoll zu Werke gehen kann.