Natürlich hatten die alten Kafkas ihren Charme. Ach was, sie waren richtig gut und ein Album wie "Privilegienthron" macht noch heute richtig Spaß. Weil Deutschpunk mit Niveau immer geht. Nicht erst seit heute aber sind die Kafkas kein Deutschpunk mehr. Schon auf "LD 50" wurde es poppiger, mit "Paula" dann richtig und obendrauf so gut, dass wir den Silberling zur Platte der Woche kürten. Jetzt, vier Jahre später gibt es sechs neue Kafka-Lieder. Und fünf von denen sind schon wieder gut, sehr gut und kein bisschen Deutschpunk.

Die Kafkas um den guten Markus Gabi machen da weiter, wo sie mit "Paula" aufgehört haben. Und servieren uns euphorische Pop-Musik, Elektro-Punk und 80er Jahre Synthies und eine am Ende rundum gelungene EP. Zum Tanzen und Zuhören, mit Spaß und Sinn, mit Charme, Humor und - gehört dazu - großartigen Texten. Persönlich, aus dem Alltag, sozial, komisch, menschlich und intelligent. Letzteres gilt auch für die Musik. Denn plump ist nicht die Sache der Kafkas, sie machen ihr Ding mit Köpfchen und mit Geschmack. Ob Beats oder Riffs, ob gesungen oder gesprochen, ob große Melodie oder kleiner Trick - die Songs wirken bei allem Enthusiasmus ungemein ausgereift und genau so gewollt. Einen 100-Prozent-Popsong wie "Für immer" aber schreibt sich vermutlich auch nicht mal eben beim Zähneputzen und ein Hit wie "Ich tanze nackt in meinem Zimmer" sicherlich auch nicht. Nicht einmal diese wunderbare Band namens Kafkas.