Zuweilen gibt es selbst heutzutage noch Projekte, die anders sind als alle anderen. Das australische Quartett Hiatus Kaiyote, das sich in Melbourne um die charismatische Frontfrau Nai Palm gruppierte - aber in jeder Phase ihres Schaffens nur als Band funktioniert -, ist z.B. so eines. Jenseits aller Genre-Grenzen erschaffen Hiatus Kaiyote hochkomplexe, polyrhythmische Klangkompositionen, die in Form freestyliger Jam-Sessions daherkommen, die indes tatsächlich bis ins letzte Detail austariert sind. Dazu singt Nai Palm auf abenteuerliche Weise am Atonalen gerade eben so vorbeitaumelnd, auf jeden Fall verstiegen und hypersensibel mit den rhythmischen Strukturen verbandelt und in herausfordernden Harmonie-Kaskaden verwurzelt ihren ganz eigenen Jazz. Oder Soul. Oder R'n'B. Oder von allem etwas und dann doch ganz eigen. Popmusik ist das wahrlich nicht mehr und auch als Clubmusik oder R'n'B-Substitut ist das nicht wirklich zu gebrauchen - es ist aber auch kein bauchloses Kopfprodukt. Selbst Vorreiter dieser Art von Genre-Clash - wie z.B. Meister Prince oder (mangels typischer Vergleiche) Frank Zappa - haben Ergebnisse in dieser Komplexität und Unerbittlichkeit nur selten - wenn überhaupt - hinbekommen, ohne dass das Ganze ins Unhörbare abdriftete.