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29.05.2015
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Sun Kil Moon - Universal Themes

Sun Kil Moon - Universal Themes
Rough Trade Records/Beggars Group/Indigo
Format: CD

Dass Mark Kozelek einer der ganz Großen ist, wenn es darum geht, traurige Geschichten mitten aus dem Leben zu erzählen, ist kein Geheimnis. Seine Platten als Kopf der Red House Painters aus den 90ern sind legendär, als Solist und unter dem Namen Sun Kil Moon veröffentlicht er bis heute in rasend schneller Folge oft wahnsinnig intime Platten mit zumeist autobiografischen Untertönen. Nie allerdings ließ er uns dabei so nah an den Menschen Mark Kozelek heran wie beim selbst für seine Verhältnisse sehr spartanisch instrumentierten letztjährigen Album "Benji".

Der Nachfolger "Universal Themes" ist nun in puncto Arrangements etwas mehr ausstaffiert, musikalisch dabei aber deutlich weniger präzise. Die acht Songs sind im Durchschnitt fast neun Minuten lang und geizen dabei nicht mit abrupten, ja abenteuerlichen Tempo- und Stimmungswechseln. Dass hier erneut Steve Shelley am Schlagzeug sitzt, ergibt durchaus Sinn, denn in bester Sonic Youth-Manier taucht Kozelek auf "Universal Themes" gerne mal mitten im Lied in eine vollkommen andere Richtung ab, nur um später zum eigentlichen Song zurückzukommen. Unter die typisch ätherischen Sprechgesang-Folk-Songs mit gezupfter Akustikgitarre mogeln sich so auch immer mal wieder Nummern mit verzerrter Stromgitarre und ordentlichem Druck vom Schlagzeug wie "Ali Spinks" oder das aberwitzig betitelte "With A Sort Of Grace I Walked To The Bathroom To Cry". Doch nicht nur die Musik hat des Öfteren Jam-Charakter. Auch die auch dieses Mal mit unzähligen Referenzen an Orte und Personen durchsetzten Texte sind deutlich mehr "Stream of Consciousness" als auf "Benji" und folgen bisweilen etwas zu deutlich einem bestimmten, sich wiederholenden Muster. Begegnungen mit inspirierenden Musikerkollegen von Godflesh bis Bob Mould sind ebenso ein wiederkehrendes Thema wie nächtliche Streifzüge mit Freunden und die Erkenntnis, dass am Ende doch meistens wieder die Traurigkeit gewinnt. Trotz Highlights wie "This Is My First Day, I'm Indian And I Work At A Gas Station" ist das etwas zu vorhersehbar.

So bewundernswert es auch ist, dass sich Kozelek fast 25 Jahre nach seinen ersten Veröffentlichungen immer noch seine Freigeistigkeit bewahrt hat und den Konventionen auch weiterhin mit Vorliebe den Mittelfinger zeigt - mit ein bisschen mehr Editing hätte aus einer sehr guten eine großartige Platte werden können.



-Carsten Wohlfeld-


 

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