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16.10.2015
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Jean-Michel Jarre - Electronica 1: The Time Machine

Jean-Michel Jarre - Electronica 1: The Time Machine
Columbia/Sony Music
Format: CD

Als wir erstmals über "Electronica 1: The Time Machine" sprachen, vermuteten wir DAS Elektro-Album des Jahres. Schließlich macht die Elektro-Legende Jean-Michel Jarre hier gemeinsame Sache mit Acts und Künstlern wie Moby, 3D von Massive Attack, M83, Vince Clarke, Air, Boys Noize und sogar Pete Townshend, Tangerine Dream und Lang Lang. Und die ersten veröffentlichten Tracks waren so stark wie erhofft. Und eigentlich auch erwartet.

Und jetzt ist es da, jetzt gibt es alle 16 Tracks, alle 68 Minuten, alle Zusammenarbeiten. Und da ist schon reichlich heißer Scheiß dabei. Allen voran "Travelator", das JMJ mit Pete Townshend aufgenommen hat, ist ein kleines Monster. Kräftige Beats, gutes Tempo, feine Melodien - und dazu diese rockige Stimme, die sich erstaunlich gut mit dem Rest verträgt. Ein weiteres Highlight ist die erhabene, voluminöse, die einfach große Pop-Nummer "Suns Have Gone" mit Moby. Hinsetzen, aufdrehen, genießen. Ähnliches klappt auch bei "Glory" mit M83, das nach einem schleppenden Beginn zu einer ziemlich chilligen Angelegenheit wird, oder der ebenfalls bedächtigen Air-Zusammenarbeit "Close Your Eyes".

Deutlich verkopfter und komplizierter dagegen gehen es JMJ und Tangerine Dream an, deren abgespactes, vielschichtiges "Zero Gravity" aber trotzdem und vielleicht genau deshalb ebenfalls gefällt und das zusammen mit der Gesaffelstein-Nummer "Conquistador" und "The Time Machine" mit Boys Noize einen spannenden Gegenpol zu den meisten anderen Tracks bildet. Denn häufig kommt natürlich der typische Jarre etwas stärker durch, bei "Immortals" mit den Fuck Buttons oder auch bei "A Question Of Love" mit John Carpenter. Dann wird es gleich eine Nummer einfacher und vielleicht auch weniger aufregend.

Aber ist das schlimm? Zerstört das das Album? Nein und nein. Ganz im Gegenteil, es ist die Vielfalt, die dieses Album so toll und auch so wichtig macht, es sind die unterschiedlichen Einflüsse, Köpfe und Styles, die gemeinsam das schaffen, was sich Jarre vorgenommen hatte: "Ich wollte eine Geschichte der elektronischen Musik und ihres Vermächtnisses aus meiner ganz eigenen Perspektive und Erfahrung erzählen - von meinen eigenen Anfängen bis heute." Dass da nicht jeder jeden Song abfeiert, ist ganz natürlich, dafür passiert zu viel Unterschiedliches auf diesem Album und das ist auch nicht schlimm. Schlimme wäre es, wenn es anders wäre. Denn dann wäre "Electronica 1: The Time Machine" nicht das außergewöhnliche Album, das es ist.



-Mathias Frank-


Video: "Glory" (feat. M83)
Viceo: "Watching You" (feat. 3D von Massive Attack)
 

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