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29.04.2016
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Emily Jane White - They Moved In Shadow All Together

Emily Jane White - They Moved In Shadow All Together
Talitres/Rough Trade
Format: CD

Es gibt ja immer mal wieder Produktionen, denen man einen dreidimensionalen Charakter attestieren kann. Das neue Werk der wohl nach wie vor einzigen amerikanisch-viktorianischen Folkpop-Künstlerin Emily Jane White ist definitiv ein solches Werk. Denn inspiriert von den Möglichkeiten im Studio des Indie-Spezialisten John Vanderslice, hüllt die Performerin Emily Jane White den Zuhörer durch geschickt im Raum platzierten, gedoppelten Vocals geradezu ein - während die Songwriterin Emily Jane White ihn zusätzlich auch noch einzulullen versteht. Konzeptionell beschäftigt sich Emily hier - inspiriert von Cormac McCarthy - mit den Folgen von Traumata auf Einzelpersonen und die Gesellschaft.

Freilich kommt das alles ganz und gar nicht traumatisch daher, denn die Komponistin und Arrangeurin Emily Jane White bekennt sich hier erstmals konsequent und ganz und gar zu Melodie, Harmonie und auf gewisse Weise auch dem Schönklang. Getragen von perlenden Piano-Glissandi, komplimentierenden Cello-Passagen und interessanten Songstrukturen mit ausformulierten, dramatischen Intros und Bridges schwebt Emily geradezu leichtfüßig durch ihr Klanguniversum und nimmt den Hörer mit auf ihrem Flug. Obwohl Emily hier also von Albträumen, politischen Gegebenheiten, sozialen Spannungen und persönlichen Konflikten singt - und auch ihr melancholisches Grundsetting niemals verlässt -, kommt die Scheibe für den Zuhörer keineswegs depressiv, sondern gelöst und hoffnungsvoll daher. Oder anders ausgedrückt: Wenn man sich schon seinen Dämonen stellen möchte, dann bitte nur mit einem Soundtrack wie diesem.



-Ullrich Maurer-


 

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