Als Musikjournalistinnen haben die Schwestern Sandra und Kathrin Grether natürlich einen gewissen Vorteil: Denn sie wissen ja, worum es geht und sie haben (möglicherweise) Zugriff auf einen größeren Teil der Musikhistorie als Otto Normalhörer(innen). Dieses nutzen sie nun auf dem zweiten gemeinsamen Album als Doctorella auf dem neuen, eigenen Label (über das der legendäre Alfred Hislberg seine schützende Bandmanager-Hand hält), um sich das, was sie selbst gerne mögen, zu einem eigenartigen Cocktail aus klarem Konzept und schrägen Tönen zu verquirlen.

Es gibt deutschsprachigen Chansonschlagerpop, der musikalisch allerdings alles andere als jammerdeutsch rüberkommt, sondern sich von ruppig ausgelegten, aber durchaus originell kombinierten angelsächsischen Retro-Pop-Beat-Rock-Ambitionen inspirieren und befeuern lässt. Die politischen Ambitionen der Grether-Sisters, die diese seit Jahren mit Gusto ausleben, spielen in diesem Kontext höchstens noch in Form textlicher Seitenhiebe eine Rolle. So weit so gut - warum aber geben sich die Damen beim Gesang so erkennbar überhaupt keine Mühe? Es ist ja schön und gut, in der Tradition von Nico nach einem eigenen Monotonieverständnis zu forschen - nur muss man deswegen absichtlich volltrunken um die Melodien herumlavieren, ohne diese nicht mal zufällig zu treffen? Nö. Muss man nicht - und deswegen ist das Endergebnis dann - trotz aller Ambitionen, ideologischer Überbaue und cleverer Zitatenfälscherei am Ende eher enervierend und unfreiwillig komisch als unterhaltsam und wirklich komisch geraten.