Eine gewisse Konsequenz ist Annie Clark alias St. Vincent nicht abzusprechen. Was dereinst als - weiland noch organisches - Do-It-Yourself-Versuchslabor begann, hat sich im Laufe der Zeit zu einem selbständigen Alter Ego entwickelt, das heutzutage tonangebend vorgibt, wo die Zukunft des Techno-Art-Pop hinführt. Auch auf dem neuen Album ist die Überraschung wieder das Prinzip der Wahl - inklusive Ausflüge in Richtung Prog-Rock, Techno, E-Pop und sogar Giorio-Mordoder-Disco-Gefilde - plus Solo-Balladen, plus plüschige Pop-Songs mit kammermusikalischer Untermalung. Aber: Auf diesem Album bastelt sie nicht an kryptischen thematischen Konzepten, sondern geht von der Ich-Perspektive ihr eigenes Leben an und sie entwickelte ein dafür geeignetes Sound-Konzept.

Ungeachtet des jeweils gerade dominierenden musikalischen Stils bohrt sich dabei Annies Narrative ins Unterbewusstsein - was am Ende dazu führt, dass der Hörer sich nicht ganz sicher sein kann, nicht vielleicht etwa selbst Annie Clark selbst zu sein. Interessanterweise ließ sich Annie dabei wieder von Cracks aus der Indie-Szene unterstützen, so dass das Ganze am Ende als lebendige, kollaborative Angelegenheit rüberkommt und nicht etwa als autistische Kopfgeburt.