In den allermeisten Fällen sind Livealben nur Vertragsfüller oder sollen fehlende neue Ideen der betreffenden Künstler ersetzen. Bei Natalie Merchant ist das anders. Ihr vor zwei Jahren veröffentlichtes Album "Live In Concert" fing nicht nur die ausgelassene, aber dennoch intime Atmosphäre ihrer großartigen Konzerte auf der "Ophelia"-Tournee ein, es bedeutete auch das Ende eines weiteren Karriereabschnitts. Denn auf ihren ersten beiden millionenfach verkauften Soloalben hatte die ehemalige 10 000-Maniacs-Sängerin nicht viel mehr getan, als den typischen Sound ihrer alten Band geschickt noch mehr auf sich selbst auszurichten. Mit ihrem neuen Werk "Motherland" traut sich die ungemein sympathische 38-jährige New Yorkerin nun mehr zu: Egal ob bei den orientalischen Einflüssen bei "This House Is On Fire", den elektronischen Beats bei "Saint Judas" oder den ungewöhnlich puristischen Blues-Einflüssen bei "Put The Law On You" - Miss Merchant gelingt es, aus ihrem typisch amerikanischen Radio-Pop-Schema auszubrechen. Daß "Motherland" trotzdem ein typisches Natalie-Album geworden ist, dafür garantieren die ohrwurmigen Road-Rocksongs wie "Build A Levee" und natürlich ihre unnachahmliche Stimme, die man einmal hört und nie wieder vergißt. Eine sehr schöne, wenngleich streckenweise erfrischend unkonventionelle Platte, keine Frage!