Wenn diese Debütscheibe der jungen Songwriterin aus Dorset vor 20 Jahren erschienen wäre - also vor der Online-Musik-Krise -, dann hätte dieses Album zweifelsohne für eine Sensation im Kanon der traurigen Gitarrenmädchen gesorgt. Heutzutage kennt man das, was Fenne Lily macht, zur Genüge. Es gibt melancholische Balladen zum Thema Beziehungskram und Familiendrama, die Fenne Lily allerdings (obwohl das naheliegend wäre) nicht als klassische Folksongs sehen möchte. Stattdessen trägt sie ihre Songs überwiegend auf einer elektrischen Gitarre vor - die sie allerdings eher nachdenklich streichelt und nur gelegentlich für laute Töne oder sachte Rock-Eskapaden nutzt. Bei einigen Tracks greift Fenne Lily auf Band-Arrangements zurück - erstaunlich oft bleibt es indes beim sachte dahingeflüsterten Miteinander sorgsam arrangierter, verhallter Vokal-Arrangements und sanfter Gitarrenglissandi; die sich allerdings auch dann, wenn die akustische Gitarre mal bemüht wird, von klassischen Folk-Strukturen fern halten. Bei all dem macht Fenne Lily ihre Sache keineswegs schlecht, nutzt ihre samtweiche Gesangsstimme durchaus auch, um echte Gesangsmelodien aus den molligen Akkordfolgen hervorzuzaubern und überzeugt auch durch klangliche Abwechslungen und Details (wie z.B. Synthie-Sounds). Nur: Heutzutage ist Fenne Lily eben eine von vielen, die auf diesem Gebiet wildern. Wem das indes nix ausmacht, der dürfte in Fenne Lily eine durchaus angenehme Vertreterin ihrer Zunft finden.