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08.06.2018
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Gruff Rhys - Babelsberg

Platte der Woche

KW 23/2018


Gruff Rhys - Babelsberg
Rough Trade Records/Beggars Group/Indigo
Format: CD

Gruff Rhys' Babelsberg hat nur indirekt mit dem gleichnamigen Studio im Norden Berlins zu tun (auch wenn die reichhaltigen Orchesterarrangements von Stephen McNeff, die auf diesem Werk die meisten Tracks verzieren, gleich auch an das Filmorchester denken lassen). Nein - Rhys suchte nach einigen persönlichen Erfahrungen, wie etwa dem Abriss seines bisherigen Studios im Rahmen einer Gentrifizierungsmaßnahme nach einem Synonym für jenen neuen babylonischen Turmbau, in dem wir uns als Gesellschaft heutzutage zu befinden scheint. So weit zum philosophischen Unterbau. Auf seinem fünften Solo-Album zieht der Super Furry Animals-Frontmann musikalisch dann auch alle Register, um seine dystopischen, aber betont selbstironischen Lyrics zum gegenwärtigen Zustand unserer zunehmend konfuseren Welt mit betont versöhnlichen Tönen und Performances sowie geradezu sanftmütigen, beschwichtigenden Arrangement zu konterkarieren.

Als Inspiration wählte er dabei einen heutzutage fast schon vergessenen Großmeister der Songwriterkunst - den Kollegen Jimmy Webb ("MacArthur Park", "Highwayman", "Wichita Lineman"), den er zwar nicht direkt, aber in Bezug auf die elegante und zuweilen dramatische Art, mit der er seine episch angelegten Songs strukturiert, ziemlich unverhohlen - aber in jeder Beziehung gerechtfertigt - referenziert. Kurzum: "Babelsberg" ist in konzeptioneller Hinsicht, musikalisch und songwriterisch ein bemerkenswert rundes, schlüssiges, opulentes aber nicht überladenes und letztlich in Bezug auf die verschiedenen Elemente auch betont ausbalanciertes Songwriter-Meisterwerk geworden.



-Ullrich Maurer-


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