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04.03.2002
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Poems For Laila - On A Wednesday

Poems For Laila - On A Wednesday
Vielklang/EFA
Format: CD

Sie waren mal eine der ganz großen deutschen Pop-Hoffnungen, doch trotz Major-Vertrag und einigen wirklich schönen Platten blieb Mastermind Nikolai Tomas und seinen Mitstreitern der ganz große Durchbruch stets versagt. Nachdem wir in den letzten Jahren außer Remix- und Best-Of-Platten nichts mehr von Poems For Laila gehört haben, kehrt die Band jetzt runderneuert (Lemonbaby Julia Goldlust ist inzwischen als Sängerin mit dabei) ausgerechnet mit einer Platte bei dem Indielabel zurück, das schon 1989 das Debüt "Another Poem For The 20th Century" veröffentlicht hat. Und nicht nur der Blick auf den Kalender verrät, daß wir inzwischen ein Jahrhundert (und eine Wiedervereinigung) weiter sind. Die Veränderung Berlins von der (kulturellen) Pufferzone zwischen Ost und West zur (kommerzialisierten) Hauptstadt scheint sich auch auf Poems For Laila übertragen zu lassen. Von der musikalischen Avantgarde haben die Berliner den Weg zum poppigen Mainstream gefunden. Das bedeutet, daß beispielsweise "Let Me Think" oder "Americans" netter, aber letztendlich doch sehr harmloser Mainstream-Pop sind, der kaum Eigenständigkeit für sich beanspruchen kann. Daß Tomas immer noch die romantischen Seiten des Verliererdaseins à la Nick Cave schätzt, offenbart sich zwar bei den besten Songs des Albums, wie der wirklich wunderschönen Piano-Ballade "Time Comes Again", doch die tiefgründigen Momente sind auf der Platte leider (zu) rar. Nicht, daß der Rest des Albums schlecht wäre. Allerdings sei die Frage erlaubt, warum man sich eine Platte anglophilen Radio-Pops aus Berlin zulegen sollte, wenn man sich auch an die Originale aus Großbritannien halten kann.


-Carsten Wohlfeld-


 

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