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12.08.2002
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Jesse Harris & The Ferdinandos - Crooked Lines

Jesse Harris & The Ferdinandos - Crooked Lines
ulftone/edel
Format: CD

Allzugerne hätte man mit dieser CD in den Gesichtern derjenigen herumgewedelt, die anläßlich des Norah Jones Konzertes in Köln (siehe Review) lamentierten, daß nämlich Norahs selbstgeschriebene Stücke alle schlechter seien, als ihre Coverversionen. WEIL: Besagte Stücke stammen zum Großteil aus der Feder eben dieses Jesse Harris - sind also im Prinzip auch Coverversionen. Aber egal: Auf diesem Album macht also auch Norah Jones auf zwei Stücken mit - allerdings tut das nichts weiter zur Sache. Denn im Gegensatz zu ihr äst Harris nicht auf jazzigen Gefilden, sondern eher dort, wo sich Bands wie Granfaloon Bus den Labmagen vollschlagen. Harris liefert mit seinem Debüt ein angenehm knarziges musikalisches Knäckebrot ab: Man kann es nicht so weglutschen wie einen Mainstream-Songwriter-Burger, sondern muß ordentlich kauen. Dann schmeckt's aber auch besser und ist letztlich sogar gesünder. Harris schreibt im Prinzip sentimentale Love-Songs (denen sein angenehm weiches Organ thematisch entgegenkommt), die er dann aber in sperrige, überraschende und zum Teil auch abenteuerliche Arrangements packt. Musikalisch lugt da zuweilen im Geiste gar Tom Waits um die Ecke (was daran liegen mag, daß Ferdinandos Gitarrist Tony Scherr auch gelegentlich für den Herrn arbeitet) - zumindest aber pflügt ein Cello oder so was durch den Song. Allein dieser Umstand hebt die Scheibe aus dem gewöhnlichen Wust der Ergüsse von gleichgesinnten Gitarrenstreichlern und Wortschmieden heraus, macht aufhorchen und überzeugt. Mit Jesse Harris haben wir wieder einenneuen songwritenden, unbeugsamen, eigenwilligen Querkopf - und von denen es nach wie vor nie genug gibt.


-Ullrich Maurer-



Surfempfehlung:
www.jesseharrismusic.com
 

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