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29.07.2002
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Bruce Springsteen - The Rising

Bruce Springsteen - The Rising
Columbia/Sony Music
Format: CD

Neil Young war einer der Ersten, der mit "Let's Roll" seinen Kommentar zum 11. September auf CD veröffentliche. Bruce Springsteen hatte aber bereits zum Fernsehspecial eine Woche nach dem Anschlag den Song "My City In Ruins" aufgeführt, der sich - weniger plakativ - mit dem Thema auseinandersetzte. Alle Songs auf dem neuen Album sind nach dem Ereignis entstanden und so wundert es denn nicht, dass dies Bruces düsterstes Album seit "Nebraska" geworden ist. Im Gegensatz zu letzterem ist "The Rising" aber eine machtvolle, gewaltige Soundlawine, die der Boss da mit Hilfe der E-Street Band losgetreten hat. Auf ihrer ersten kompletten CD seit "Born In The U.S.A." zeigen die alten Herren allen noch mal, was eine Harke ist. Perfekter hat man den vielschichtigen und dennoch druckvollen Sound von Brucens alten Kumpels noch nie auf Tonträger vernommen. Und dabei wird alles aufgeboten, was gut und teuer ist: Die Streicher der Nashville String Machine verleihen den Songs eine majestätische Note, die Brucens Pathos eher noch beflügeln als etwa zu erdrücken. Daneben gibt es eine Bläsersektion und die Asif Ali Khan Group - ein Multikulti-Ensemble auf Brucens erstem Ausflug in die Weltmusik (Worlds Apart). Thematisch ist diese Scheibe erwartungsgemäß ziemlich desolat. Soviel Blut, Tränen und verdüsterte Himmel hat es noch auf keiner Springsteen-Scheibe gegeben. Die Tatsache, dass Bruce - trotz aller Umsatz-Millionen - stets die Stimme des kleinen Mannes geblieben ist, zahlt sich jetzt aus. Denn so gelingt es dem Mann mit seinen epischen Gospeln die Stimmung an der Basis besser zu emulieren, als etwa die Politik das je könnte. Mit dem Blick für's Detail und am Beispiel eher unspektakulärer Szenen malt Bruce auf "The Rising" hier Stimmungen, Bilder, Momentaufnahmen, die eher Trauer und Verzweiflung als Hoffnung ausstrahlen. Gleich mehrere Stücke beschäftigen sich mit dem Warten / Hoffen auf bessere Zeiten und die seltsam offensichtliche Betonung der Religion zeigt, dass auch der Meister keine Lösungen parat hat. Aber Springsteen war ja noch nie ein Mann für Lösungen, sondern immer nur ein Kommentator. Ganz nebenbei ist dies musikalisch auch die gelungenste CD seit "Born" - was vermuten lässt, dass Bruce eben doch nur mit der E-Street Band zu Höchstleistungen auflaufen kann. Das scheint aber angesichts der monumentalen Botschaft der Scheibe eher nebensächlich zu sein.


-Ullrich Maurer-


 

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