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07.10.2002
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Dead Man Ray - Cago

Dead Man Ray - Cago
Source/Labels/Virgin
Format: CD

Wenn es stimmt, dass die Belgier Dead Man Ray die Disziplin des "instant composing" auch während der Aufnahmen zu dieser CD ausübten - (also während des Spielens Stücke aus dem Moment heraus entstehen zu lassen), dann ist diese Scheibe schlicht ein Meisterwerk geworden. Eingespielt wurde dieses Stück Musik mit Steve Albini in Chicago (daher der seltsame Titel). Das heißt: What You Hear Is What Was Played - ohne unnötige Effekte, Overdubs und produktionstechnischen Schnickschnack. So klingt die Scheibe denn soundtechnisch schon mal schön direkt und druckvoll. Stilistisch lässt sie sich schon schwieriger beschreiben. Die von Daan vorgetragenen Vocals, um die sich trotz längerer Instrumental-Passagen alles zu drehen scheint, bilden das Zentrum, um das sich die Stücke allmählich aufbauen. Der Opener, "Landslide", ist dabei z.B. ein klassischer Grunge-Rockpop-Hit mit schönen Dynamikschwankungen, vielen unerarteten Wendungen, einem gleich zu Anfang vorgetragenen, melodiösen Refrain und polternden Drums, wie sie auch Dave Grohl zu Nirvana Zeiten ähnlich spielte. Dann geht es weiter mit einem Krautrock-orientierten Track, der eher Ragas als Riffs enthält - und dann werden plötzlich Power-Chords eingestreut. Es folgt eine atmosphärische Ballade mit E-Piano, die plötzlich in einen Disco-Groove übergeht - usw. usw. usw. Abwechslung wird groß geschrieben. Ihre Erfahrungen aus dem Soundtrack-Gewerbe nutzen DMR dazu, immer wieder mit flächig angelegten, großartigen Melodiebögen aufzuwarten - ohne dass (Albini sei Dank) der Backbeat jemals verlustig ginge. Diese Scheibe ist wieder mal ein Beweis dafür, dass ungewöhnliche, eigenständige Musik nach wie vor vorwiegend aus Belgien kommt.


-Ullrich Maurer-


 

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