Moment mal! Auf ihrem Debüt Album "Chemistry Is What We Are" überraschten Simian aus Manchester mit einem geschlossenen Konzept, großartigen Ansätzen und einer wilden Mischung aus Stilen und Ideen, die vom bloßen Krach bis zum gelungenen Pop-Song reichten. Damals versprachen sie uns, unberechenbar zu bleiben und das Konzept voranzutreiben. Was uns nun aber auf der neuen Scheibe erwartet, ist ganz etwas anderes: Hier scheinen Simian sich nun plötzlich für eine bestimmten Stil entschieden zu haben. Nicht, dass es diesen schon gegeben hätte: Man hört die Beatles ebenso heraus, wie die Beach Boys, aber es gibt auch Elektronik, Samples und trockene Beats. Aber: Alles spielt sich in einem selbst gestalteten Rahmen ab - wilde Eskapaden ins Extreme gibt es nicht mehr. Simon Lord und seine Jungs langen jetzt hin: Um exzellent arrangierte, mehrstimmige Harmoniegesänge und ungewöhnliche und komplexe Melodie- und Rhythmusstrukturen herum machen sich Simian auf die Suche nach dem perfekten Pop Song mit Schmackes. Leider schießen sie dabei ein wenig über das Ziel heraus, denn die o.a. Ideen sind eher verwegen als gelungen und eher unbequem als angenehm. Vor allen Dingen gibt es aber keine wirklich überzeugenden Melodien. In ihrem Bemühen, bloß nichts Offensichtliches zu kreieren, verirrt man sich in einer Anhäufung von Ideen, die aber kein kohärentes Ganzes ergeben wollen. Sicher: Die Energie stimmt, Power gibt's zur Genüge (auch ohne harte Gitarren) und auch der Groove stimmt zuweilen. Zum Pop gehört aber zunächst mal ein Song, und erst in zweiter Linie die Kunst. Wenn Simian das hinbekommen, müsste die nächste Scheibe eigentlich überragend werden.