Man muss ja immer skeptisch sein, wenn man von der Verquickung "frenetischer Punk Energie" und "den essentiellen Qualitäten des Bluegrass" liest. Jennie Benford und Jim Krewson mögen ja auf der Bühne wer-weiß-für-welche Shows hinlegen und ein traditionell ausgerichtetes Bluegrass-Publikum ebenso begeistern können wie jüngere Leute. Auf der Scheibe jedoch gibt es nicht mehr oder weniger als Bluegrass "light". "Light" deswegen, weil die sorgsam ausgewogene Aufgabenteilung dieses Genres zwischen Mandoline, Geige und Banjo ganz eindeutig zugunsten des letzteren beschnitten wird. Hinzu kommt, dass der Rhythmus - wie im Bluegrass üblich - eine eher kinetische Energie besitzt. Will sagen: Das ist nicht das Wichtigste. Das mag daran liegen - und hier gibt's durchaus einen Widerspruch - dass sich Jennie und Jim nicht auf die Vorlagen der Traditionals verlassen, sondern mit eigenen Songs reüssieren, die sich gewiß nicht hinter denen der Altvorderen verstecken müssen. ABER: Musikalisch kommen die Sachen dann doch recht bieder daher. Selbst Veteranen wie die McCourys gehen im Vergleich zuweilen stilistisch wagemutiger vor (das Thema Virtuosität wollen wir hier gar nicht erst anschneiden). Im Prinzip ist "One More In The Cabin" also zunächst einmal eine Singer-Songwriter-Scheibe und erst dann Bluegrass. Das kann man schon daran erkennen, dass die balladesken Tracks besser funktionieren als die dahergalloppierenden Up-Tempo Nummern. Da sowohl Jim, wie auch Jennie enthusiastische Sänger mit genau den richtigen Stimmen für dieses Genre sind, geht die Sache unter dem Strich vollkommen in Ordnung. Man darf lediglich nichts anderes erwarten, als eine solide Bluegrass-Scheibe.