Es ist - so gesehen - kein Wunder, dass die Frau mit dem seltsamsten Namen des Monats stets mit Cat Power verglichen wird: Zufällig klingt ihre Stimme wie die von Chan Marshall und dass sie mit ähnlich spärlichen musikalischen Ansätzen auskommt wie diese (1 Stimme + 1 Instrument ist ihre bevorzugte ökologische Nische), trägt sicherlich noch dazu bei. Damit erschöpfen sich indes die Ähnlichkeiten: Scout kommt aus England, ist eher blond und ihr bevorzugtes Instrument ist nicht die Gitarre, sondern die Drums - was bei o.a. Ansatz zu interessanten Ergebnissen führt. Der Name dieser zweiten CD ist ziemlich treffend gewählt: Hier gibt es nix anderes als Scout Niblett pur. Oder "too pure", um noch den Namen ihres derzeitigen Labels als ungelenken Wortwitz mit einzubeziehen. Nackig, intim und ungeschönt stehen Stimme, Drums, Gitarre und / oder Mandoline im Raum - dank Dokumentarproduzent Steve Albini, der ja bekanntlich nichts verändert oder verklärt. Mit allen Kröten und Warzen, die das so mit sich bringt. Mit diesem Konzept hat sich Scout in Musikerkreisen schon einiges an Reputation erspielt - und letztlich hat diese Art, sich mittels der eigenen Kunst zu entblößen ja auch etwas durchaus Charmantes. Indes: Da Scout nun wahrlich nicht mehr die erste ist, die so etwas macht, ist der Überraschungseffekt natürlich relativ moderat. Es wird also in Zukunft wichtig sein, wie sich die Gute in Sachen Songwriting entwickeln wird - und da sind die ersten Ansätze recht vielversprechend. Anders als z.B. Chan ergeht sich Scout nämlich nicht im bloßen Aneinanderreihen von assoziativen Metaphern und improvisierten Gitarrenfiguren, sondern übt sich in Situationsbeschreibungen, Fragestellungen, Mantren oder philosophischen Wortspielereien im Songformat. Und letztlich wird sogar die Frage beantwortet, wer Scout Niblet denn wirklich ist: "I am an emergency vehicle" singt sie im Titeltrack. Alles klar?