Welches Kompliment könnte schöner sein, als von Greil Marcus als "Beatles aus der Folk-Welt" bezeichnet zu werden? Genau das ist der Handsome Family jetzt passiert. Dass das sympathische Ehepaar Brett & Rennie Sparks in Insider-Kreisen eine durchaus beachtliche Reputation genießen (die sie selber nicht so recht wahrhaben wollen), kann man auch daran erkennen, dass Leute wie Cerys Matthews ihre Stücke covern oder Howe Gelb sie zum Background Gesang bittet. All das spielt auf der neuen Scheibe keine besondere Rolle. Denn diese ist - wie die letzten Scheiben auch - im heimatlichen Haus aufgenommen worden. Dieses Mal jedoch nicht im Wohnzimmer oder der Küche, sondern in einem eigens eingerichteten Anbau - der u.a. groß genug für ein Schlagzeug war. Und das macht diese Scheibe zur besten in der bisherigen Laufbahn. Nicht, dass der Drumsound jetzt plötzlich eine besondere Rolle spielte - es gibt nach wie vor vorwiegend todtraurig schöne Balladen - aber ohne Drumcomputer klingt die Scheibe nicht nach einem Kompromiss, sondern so, wie sie sein soll: Erdverbunden, organisch, klassisch und logisch. Hinzu kommen dieses Mal Anwandlungen im Stile eines südlichen Lebensgefühls - etwa in der Manier von Calexico. Was man allen anderen außer Handsome Family übel genommen hätte - denn hier passt's wie der Topf zum Deckel. Dies bietet dann den idealen Backdrop für Rennies gewohnt schauerlich-wundersame Texte. In Verbindung mit Bretts wunderbaren Melodiebögen und dem nach wie vor vorhandenen Appalachen-Feeling ist dies so etwas wie der ideale musikalische Wolf im Schafspelz. "Es gibt immer noch Schnee in unseren Songs", meinte Rennie darauf angesprochen, dass sie nach ihrem Umzug nach New Mexico nun doch in der Wüste lebten. Und das subsummiert diese Scheibe auf ideale Weise.