Das ist nach "Rumble Doll" erst der zweite Tonträger von Frau Springsteen - er klingt jedoch so routiniert und selbstverständlich, als sei es der Fünfzehnte. Natürlich sind 20 Jahre Boss nicht spurlos an Patti vorbeigegangen, dennoch ist dies nicht etwa eine Springsteen-Light-Scheibe geworden. Unterstützt von einer kompetenten Crew - darunter Nils Lofgren und Marc Ribot - schafft die ansonsten immer eher im Hintergrund stehende Dame eine erstaunlich breitgefächerte musikalische Palette zwischen Rock, Folk, Gospel, Soul und Country, die sie makellos und souverän bewältigt. Wenn man denn Parallelen zu ihrem Gatten ziehen möchte, dann sind diese vielleicht inhaltlicher Natur: Wie Bruce singt Patti über kleine Leute, die ihr Glück, den Glauben oder sonst was suchen. Interessant ist hierbei übrigens, dass die Protagonisten (wohl wie beim Boss auch) mitaltern: Pattis Heldinnen sind keine Rock'n'Roll Juveniles mehr, sondern 50-jährige Kellnerinnen, die einen Neuanfang suchen. Letztlich ist "23rd Street Lullaby" eine höchst schlüssige, runde Angelegenheit geworden, an der es nicht viel auszusetzen gibt - außer vielleicht, dass es nicht genug von dieser Sorte gibt.