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20.09.2004
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Thom. - Istory

Thom. - Istory
Sony Music
Format: CD

Ein zwar nicht sehr bedeutender, aber informierter Produzent sagte mal, in Deutschland könne man einfach keine großartig produzierten Scheiben machen, weil einem das sowieso niemand glauben würde. Das ist aber nun so eine. Thomas Hanreich alias Thom., der ehemalige Vivid-Sänger, brachte letzes Jahr sein Debüt "Gods & Monsters" heraus - wohl noch nicht ahnend, was sich daraus ergeben würde. Jetzt, ein Jahr später, erscheint diese Scheibe nämlich unter neuem Nahmen schon wieder und mit vier weiteren Tracks. Denn mittlerweile plazierte er einen Song ("Principle Of Joy") in einem BMW-Werbespot, was einer der lukrativsten Coups ist, die einem Musikanten überhaupt wiederfahren können und obendrein handverlas ihn Regisseurmuffel Wim Wenders höchstpersönlich, den Soundtrack zu seinem neuen Film, "Land Of Plenty", zu komponieren. Was sich auf "Istory" nun so abspielt, ist gar nicht so einfach in Worte zu kleiden. Thom.s Art, auf perfektem Englisch die Worte dahinzuschlurren, dass es klingt, als singe da der Sohn von Bono und der gesamten angelsächsischen Pop-Szene, hat er hier perfektioniert. Dazu spielte er fast alles selber ein und konstruierte die Tracks dann auch noch im Heimstudio zurecht. Es ist insofern also tatsächlich ein Solo-Album geworden. Obendrauf wurden dann noch üppige, plauschige Orchester-Arrangements gekippt. Und hier wird dann der Unterschied zur Mutterband auch deutlich: Hanreich ist endgültig kein Rocker mehr. Was genau er ansonsten ist, wird indes auch nicht so recht klar, denn neben zugegebenermaßen angenehmen Melodien und musikalischen Einfällen, gibt's vor allen Dingen Arrangements, die bemerkenswert unkonkret und unauffällig ausfallen: Alles wird irgendwie nur angedeutet und zu einem amorphen Ganzen verquickt, in dem sich jede Stilfrage im Nichts auflöst. Übrig bleibt eine flauschige Wolke Großartigkeits-Pop - besonders zum Ende hin mit angenehm düsteren Momenten - die immerhin das eingangs gebrauchte Zitat widerlegt und aufzeigt, dass man - trotz Superstars - hierzulande tatsächlich so etwas wie respektable, englischsprachige Popmusik machen kann, die eben doch mehr ist, als bloße Wegwerf-Mucke.


-Ullrich Maurer-


 

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