Was lange währt, wird endlich Tonträger: Seit Jahren geisterten Gerüchte durch die Gegend, die Walkabouts-Sängerin Carla Torgerson bastele an einem Solo-Album herum. Das ist so nicht ganz richtig: Sie trug sich lediglich seit Jahren mit dem Gedanken eines zu machen. Als sie dann von dem Griechen Akis Boyatzis gebeten wurde, an dessen Projekt "Sixteen Haiku And Other Stories" teilzunehmen, machte es auf einmal "Klick" und alles fiel auf den Platz, wie der Amerikaner sagt. Zwar dauerte es dann noch einmal drei Jahre, doch dann entstand das Album - mit den griechischen Musikern Boyatzis und Michael Willet, einem Seattler Freund, der als Techniker auch mit den Walkabouts tourte, relativ schnell. Der große Verdienst dieser Scheibe ist zweifelsohne, dass sie nicht wie eine Walkabouts-CD klingt. Oder doch zumindest wie eine reichlich eigenartige. Denn in der ersten Hälfte gibt es ziemlich moderne Alt-Rock-Tracks, bei denen bloß noch Carlas Art zu intonieren an die Mutterband erinnert und in der zweiten Hälfte hilft nicht einmal mehr das. Vermutlich ist es Willets Bastelgeist zu verdanken, dass die Scheibe - so etwa ab der Mitte - in eigenartige Experimente zerfällt. Hier treffen deutsche Sprachfetzen auf Drum'n'Bass-Rhythmen, wabern eigenartige Echos umher, krautrockt es ebenso wie es Trip Hopped und manchmal bleiben auch nur noch Avantgarde-mäßige Geräusche übrig. (Chaos ist ein griechisches Wort, mahnt Carla in anderem Zusammenhang) Was bleibt, sind eine Hand voll erstaunlich griffger, vielseitiger Songs und jede Menge Chuzpe auf Seiten von Carla Torgerson, die man aber vielleicht nicht unbedingt dermaßen konsequent in vertonte Skurrilitäten hätte ausarten lassen müssen. Aber das Wichtigste ist: So hätte man sich eine Carla Torgerson-Scheibe nicht vorgestellt und das zeigt doch, dass sie eine durchaus eigenständige Künstlerin sein kann, wenn sie sich denn mal zusammenrauft.