Bruno "Sargento" Garcia ist ein musikalischer Weltenbummler und in Frankreich ein absoluter Superstar. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn in unserem Einwanderungsnachbarland betreibt man Integration seit jeher auf ganz pragmatische Weise: Über die Musik nämlich. Garcia ist sich nicht zu fein einzuräumen, dass die Versatzstücke, aus denen er seine spezielle Mischung aus Reggae und Karibik-Elementen zusammensetzt, letztlich schlicht aus den Kolonien stammen. Der Mann, der ursprünglich aus der Punk- und Alternative-Szene stammt, hat sich nunmehr ganz der musikalischen Kulturpflege verschrieben. Aber nicht akademisch, sondern mit viel Spaß. Im Laufe der Jahre hat sich seine Multikulti-Kapelle immer mehr geöffnet und so findet man heute ebenso kubanische wie afrikanische, lateinamerikanische und asiatische Elemente in seinem Werk. Mit wahrhaft babylonischem Sprachwirrwarr, einer gesunden "anything goes" Mentalität und gelegentlichen Gastauftritten (von Ruben Blades über Tyrone Downie von den Wailers bis zu Asian Dub Foundation ist da alles drin) hält Garcia seine Musik am Leben. Nicht dass sie das überhaupt nötig hätte, denn tanzbar ist das, was Garcia macht eh immer und die schneidend scharfen Bläsersätze tun ein übriges, um der Melange Feuer unter dem Hintern zu machen. Für unsere streng durchorganisierten, anglophil geprägten Ohren hört sich das, was Garcia macht, zwar des Öfteren nach bloßer "Urlaubsmusik" an - das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich hinter all dem Easy-Listening Getue durchaus auch mal politische Aussagen verbergen. Dieses ist nun eine Retrospektive (mit zwei neuen Tracks), die mit einer beachtlich gefüllten DVD, die neben Audio-Tracks und Videos auch Documentaries zu seinen bisherigen drei Alben enthält, abgerundet wird.