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28.10.2005
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Richard Thompson - Grizzly Man

Richard Thompson - Grizzly Man
Cooking Vinyl/Indigo
Format: CD

Der besagte Grizzly Man ist jetzt keineswegs etwa Richard Thompson selber - so dicht ist sein Bartwuchs ja auch wieder nicht -, sondern Timothy Treadwell, der tragische Held des titelgebenden Filmes, den Werner Herzog nun für den Mann posthum zusammengeschraubt hat. Treadwell war jener seltsame Heilige, der mehrere Jahre unter wilden Bären lebte und dann von diesen gefressen wurde. Das ist musikalisch natürlich nur am Rande interessant, denn Thompson vertonte ja eher das, was vorher passierte. Und das ist hier wörtlich zu nehmen: Herzog bat Thompson - so wie weiland Jim Jarmush Neil Young -, die Musik zum fertigen Film zu komponieren. Thompson wählte er deshalb aus, weil er dachte, dass Treadwell dessen Musik zugesagt haben könnte. Das mag wohl sein, da Thompson ja wahrlich ein Meister im Hinzaubern von Atmosphären ist. Das tut er hier auch ausgiebig mit seiner akustischen Slidegitarre. Abgerundet wird das Klangbild durch ein geschickt eingesetzten Cello, ein wenig Percussion und Jim O'Rourkes Beiträge an Piano und Gitarre. Es fehlt Danny Thompson - ansonsten ja Richards Alter Ego am Bass. Das Ergebnis ist erwartungsgemäß ziemlich organisch geraten - macht aber nur im Zusammenhang mit dem Film richtig Sinn. Thompson versuchte nämlich erst gar nicht, sich als Songwriter oder gar Virtuosen in den Vordergrund zu stellen, sondern sah sich als Teil des Projektes - vielleicht das fehlende Glied zwischen Treadwell und Herzog selbst. Insofern ist das also ein typischer, gelungener Soundtrack geworden, der indes eher für Komplettisten und Thompson Fans geeignet erscheint.


-Ullrich Maurer-


 

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