Abweichend von der sonstigen Labelpolitik gibts auf Herberts Hauslabel dieses Mal keine deutsche Alternativkost, sondern Petra Jean Phillipson aus Kent. Zusammen mit dem ehemaligen Verve-Gitarristen Si Tong (und nicht sehr viel mehr) kreierte die geübte Studio- und Session-Musikerin auf ihrem Debütalbum eine relativ intime, aber besonders emotional sehr reichhaltige musikalische Alternativwelt, die zu erforschen es sich lohnt. Zu - wie angedeutet - sparsamsten Arrangements mit akustischen Folk-Instrumenten und ein wenig Orgel singt Petra mit einer Stimme, deren Rauheit und ungeschminkte Nackheit dann angesichts ihrer Historie doch ein wenig erstaunt. Gerade diese Stimme und ihr beinahe körperlich greifbarer Gesangsstil machen jedoch die Faszination der Scheibe aus. Stilistisch bewegt sich Petra dabei auf eher traditionellem Terrain - zwischen Folk und Blues - jedoch stets versehen mit einem markanten Touch, der durchaus recht eigen ist. (Z.B. in der ungewöhnlichen Art, wie sie die selbst aufgebauten Background-Chöre handhabt.) Stimmungsmäßig läuft Petra hier bei Freunden eigenwilliger alternativer Ikonen wie PJ Harvey, Chan Marshall, Diamanda Galas - oder sogar Billie Holiday - mit Sicherheit offene Türen ein. Ihr ganz speziellen "Liebeslieder" haben dabei jedoch jenes Maß an Eigenständigkeit, das direkte Vergleiche unmöglich macht. Das ist ein ganz großes Debüt und eine Entdeckung, wie man sich nicht alle Tage macht.