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20.01.2006
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Billy Bob Thornton - Hobo

Billy Bob Thornton - Hobo
Hyena/Rough Trade
Format: CD

Mit "Hobo" ist dem Frauenheld, Schauspieler, Regisseur und Gelegenheitsmusikanten Billy Bob Thornton etwas Bemerkenswertes gelungen: Eine der vermutlich schlechtesten Songwriter-Scheibe des Jahrzehnts. Und das bezieht sich gar nicht mal auf die Musik: Es gibt angenehm arrangierte, allerdings in keinster Weise aufregende, mittelprächtige Songs mit einer Prise Country und Folk - ohne jedweden Identitätscharakter. So weit, so gut - doch was Thornton sich textlich und gesanglich hier leistet, geht schon an die Substanz. Einmal davon abgesehen, dass man jemandem, der sich mittlerweile mit den Schönen und Reichen Hollywoods paart, den Hobo nicht mehr so ganz abnimmt, hat er, in dem vermutlichen Bemühen, seinen eher simplen Bildern und Storylines eine poetische Note zu verleihen, eine Sammlung von Texten mit unglücklichen, umständliche, eigenartigen und eben nicht gerade lyrischen Formulierungen zusammengetragen, die im Vergleich zu dem, was gewieftere Kollegen (wie z.B. Willie Nelson) zu bieten, haben wie unfreiwillige Parodien wirken. Für jemanden, der bereits 30 Jahre im Geschäft ist, ist das zumindest eigenartig. Hinzu kommt, dass er - durchaus bedingt durch das gleichförmige Songmaterial - gesanglich deutlich unter Par bleibt. Da hilft es auch nix, dass die Scheibe gleichsam als Konzeptalbum daherkommt (California - the last frontier) und soundtechnisch makellos hochglanzpoliert wurde. Dieses Werk hat einfach kein Zentrum, kein Herz und keine Seele. Vielleicht sollte Thornton doch lieber bei der Filmkunst bleiben. Das liegt ihm irgendwie mehr.


-Ullrich Maurer-


 

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