Es gab Zeiten, da hätte sich Maria McKee niemals als typische, akustische Solo-Künstlerin gesehen. Zu sehr liebt die energische Frau mit der raumgreifenden Stimme die Opulenz und Grandezza, mittels derer sie für gewöhnlich ihre Alben anreichert. Der Appetit auf weniger kam mit dem letzten Studioalbum, "Peddlin' Dreams", auf dem sie sich überlegte, wie sie ihren Stil ein wenig erweitern könnte und zu vergleichsweise reduzierten, akustisch orientierten Arrangements fand. Anlässlich eines Tournee-Angebotes entschloss sie sich nun, begleitet nur von Harmoniesängerin Susan Otten, ein akustisches Live-Album einzuspielen. Hier finden sich dann - naturgemäß - ziemlich reduzierte Versionen sowohl älterer Lone Justice Rock-Nummern ("Shelter" oder "Belfry") wie auch aktueller Stücke, wie z.B, der Titeltrack "High Dive" ihres "Operetten-Albums", wie sie es selber nennt. Dass diese Tracks auch ohne laute Gitarren oder Orchester funktionieren, belegt, dass Maria auch und besonders als Komponistin reüssiert - ein Umstand, der aufgrund ihrer plüschig arrangierten Elaborate und der stets im Vordergrund stehenden Stimme leicht übersehen wird. Abgerundet wird dieses - je zur Hälfte zur Gitarre und Piano vorgetragene - Werk mit einigen obskuren Cover-Versionen. "In The Long Run" ist der Titeltrack des Russ Meyers Films "Beyond The Valley Of The Dolls" und "Orange Skies" stammt von der Band Love. Und schließlich findet sich hier auch eine eigene Version von "A Good Heart", jenem von Maria geschriebenen Track, der dem Undertones-Sänger Feargal Sharkey unter der Regie von Dave Stewart in den 80ern seinen einzigen Solo-Hit bescherte. Maria McKee mag zwar unter dem Umstand leiden, dass sie, wie viele ihrer Altersgenossen nicht den Status erreichen konnte, der ihr eigentlich zustehen hätte müssen - als Künstlerin überzeugt sie indes immer wieder. So auch mit dieser Scheibe.