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20.10.2006
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The Lemonheads - The Lemonheads

The Lemonheads - The Lemonheads
Vagrant/Universal
Format: CD

Sieben Jahre ließ Evan Dando verstreichen, ehe er nach dem 1996er Farewell-Album der Lemonheads ("Car Button Cloth") den eher durchwachsenen, weil orientierungslosen Solo-Nachfolger "Baby I'm Bored" vorlegte. Schon bald wurde ihm dabei anscheinend klar, dass die Leute bei seinen Konzerten vor allem wegen der alten Lemonheads-Songs gekommen waren, und so dauerte es nicht lange, bis Dando seine Soloband kurzerhand wieder in The Lemonheads umbenannte.

Das war vor zwei Jahren. Seitdem ging der Amerikaner zwar diverse Male mit den "Lemonheads" auf Tour - allerdings waren seine Mitstreiter dabei (anders übrigens als bei seiner überraschend konstant besetzten Soloband) stets andere. Dieses neue Album als Rückkehr der Lemonheads zu bezeichnen, wäre also schlichtweg falsch. Zwar sind auf der Platte mit Karl Alvarez und Bill Stevenson von All und den Descendents zwei alte Punkrock-Knappen an Bass und Schlagzeug dabei, die dem legendären Bandnamen zumindest auf dem Papier gerecht werden, dass sie aber bei den Ende Oktober anstehenden Deutschlandkonzerten der "Lemonheads" nach Dandos Aussage nicht dabei sein werden (und durch zwei weitere Lemonheads-Novizen ersetzt werden), stimmt bedenklich.

Zur Musik: Die eigentlich geplante, wenn nicht gar versprochene Rückkehr zu den Taang!-Punkwurzeln der Band findet auf "The Lemonheads" nicht statt. Zwar sind die Songs direkter und schneller als Dandos Solomaterial, wenn überhaupt könnte aber wohl das 1990er Album "Lovey" als Referenz herhalten, ohne dass diese neue Platte dessen Konstanz erreicht. Zumindest der Anfang ist vielversprechend: "Black Gown" ist eine eingängige, wirklich recht punkige Anderthalb-Minuten-Nummer, die trotz des "Reim dich oder ich fress dich"-Textes einfach nur zu gefallen weiß. Das ist dann allerdings auch schon der einzige von Dando alleine verfasste Song, der wirklich positiv auffällt. Das Album ist zwar nicht ohne Highlights, aber die als Singles vorgemerkten Songs "No Backbone" und "Know Your Enemy" stammen aus der Feder von Smudge bzw. Stevenson, und auch das wohl beste Lied des Albums, "Stevie's Boy", steuerte Dandos Schlagzeuger und Co-Produzent bei. Zu den restlichen Stücken ist höchstens noch zu erwähnen, dass The Band-Kultfigur Garth Hudson hier und da ein paar Keyboards beisteuert und J Mascis bei zwei Nummern die Leadgitarre bedient.

Mit anderen Worten: Nur das hochwertige Aufgebot der Nebendarsteller bewahrt Dando hier vor einem kompletten Desaster. Denn mit dieser verwässerten Variante des von ihm so entscheidend mitgeprägten College-Rock der 90er wird er wohl heute kaum neue Fans finden. Die ihm treu gebliebenen alten Fans, das bewiesen unlängst die Reaktionen auf die ersten Konzerte in England, brauchen diese neuen Songs auch nicht. So ist "The Lemonheads" eine Platte, die rein niemand braucht. In Großbritannien, wo die Lemonheads in den 90ern gleich mehrfach mit ihren Platten in die Top 10 stürmten, erreichte diese Comeback-LP übrigens Platz 56...



-Carsten Wohlfeld-


 

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