Das Mittelalter ist wieder da! Kurz nachdem Isobel Campbell mit ihrer persönlichen Impression alter Musik aufwartete und kurz bevor uns Joanna Newsom mit einem regelrechten mittelalterlich angehauchten Harfen-Epos erfreuen wird, kommt das North Sea Radio Orchestra daher und überrascht mit einer kammermusikalischen Aufarbeitung des Themas. Allen diesen Projekten gemein ist die Tatsache, dass zwar die Ästhetik der alten Musik übernommen wird - im Falle des NSRO auch die Instrumentierung - jedoch nicht das Material. Gerade das NSRO hat es sich zur Aufgabe gemacht, neue Kompositionen zeitgenössischer Komponisten umzusetzen, hier gelegentlich angereichert mit Poesie-Extrakten von Tennyson und Yeats, aber auch von Zeitgenossen. Der vokale Aspekt - z.B. in Form von Chorgesängen oder Beiträgen von Sharron Fortnam und Richard Larcombe - dient beim NSRO eher zur Verzierung. Das Kernstück sind die liebevoll, abwechslungsreich und intelligent aufgebauten Strukturen der Kompositionen. Das ist mal ganz etwas anderes und irgendwie scheint es ja auch ein Bedürfnis für diese Art von musikalischer Kulturpflege zu geben. Zumal die ganze Sache so ganz ohne akademischen Staub daherkommt.