Joe Zawinul, der alte Haudegen des Jazzrock - und einer der wenigen, bei dem der Begriff "Fusion" nicht automatisch gesträubte Nackenhaare auslöst - hat zusammen mit der WDR Big Band eine Live Doppel-CD mit einigen seiner eigenen größten Hits eingespielt. Und das quasi in seinem Hinterhof, der auch seinen Namen trägt, dem Wiener Birdland und mit insgesamt drei ehemaligen Weather Reportern an Bord. In Anbetracht dessen, dass die Herren ja nun auch nach Müntefering-Maßstäben das Rentenalter bereits erreicht haben, birst diese Scheibe geradezu vor Spielfreude und dem unbedingten Willen, eine gute Zeit haben zu wollen und dies auch zu vermitteln. Nachdem der Einstieg ein wenig allzu beliebig und erstaunlich richtungslos ausfällt, hat sich die ganze Band innerhalb kürzester Zeit gefangen und stürzt sich mit vollem Elan ins Oeuvre. Die Big Band ist dabei dermaßen perfekt integriert, dass sie also solche kaum auffällt. Was ein Lob sein soll, denn mit einem großen Musikantenkörper mit Bläsern einen einheitlichen Flow hinzubekommen, will ja auch erst mal geschafft sein. Wenn es Schwächen gibt (sofern man diese überhaupt als solche benennen will), dann die, dass die Soli einen Tick zu lang ausfallen - und zwar durchweg. Aber hey, Musik wie diese macht man ja nicht nur zum Spaß, sondern auch, um sich selbst zu verwirklichen (jedenfalls zum Teil) und das Miteinander zu genießen. Und das ist hier jede Sekunde nachzuvollziehen. Schade nur, dass der Track "Birdland" selbst nicht dabei ist. Auch wenn es zu offensichtlich gewesen wäre: In dieser Spiellaune hätte man ihn gerne wieder einmal erlebt.